Multiple Chemical Sensitivity
Die Multiple Chemical Sensitivity (kurz: MCS, deutsch: Vielfache Chemikalienunverträglichkeit) ist ein chronisches Beschwerdebild mit teilweise heftigen körperlichen Reaktionen. Die MCS kann durch den Kontakt mit unterschiedlichen Chemikalien ausgelöst werden. Bei Meidung dieser Chemikalien klingen die Beschwerden ab oder bessern sich.
Die Behandlung der Multiple Chemical Sensitivity gestaltet sich meist sehr schwierig, da Betroffene auf mehrere Chemikalien gleichzeitig mit Symptomen reagieren. Eine Multiple Chemical Sensitivity schränkt die Lebensqualität oft sehr stark ein, da eine völlig chemikalienfreie Umgebung in Industrienationen kaum herzustellen ist. In Deutschland leiden etwa 400.000 Menschen unter einer MCS.
Was sind die Symptome einer Multiple Chemical Sensitivity?
Die Multiple Chemical Sensitivity äußert sich durch Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Augenbrennen, Reizungen der Atemwege und der Haut sowie Magen-Darm-Störungen wie Durchfall, Sodbrennen oder Magenbrennen. Auch Konzentrationsstörungen, Abgeschlagenheit, chronische Müdigkeit und Schlafstörungen sowie unspezifische Schmerzen können Symptome einer Multiple Chemical Sensitivity sein. Die Symptome der Multiple Chemical Sensitivity werden von Fachleuten eher als ein ganzer Beschwerdekomplex angesehen, der sich sehr oft mit psychischen Befindlichkeitsstörungen vermengt. Wissenschaftlich anerkannt sind einzelne Symptome der MCS nicht.
Welchen Ursachen lassen sich den Symptomen der Multiple Chemical Sensitivity zuschreiben?
Ein möglicher Auslöser einer MCS kann der Kontakt mit Chemikalien bzw. Produkten wie Lösungsmitteln, Duftstoffen, Weichspülern, Pestiziden oder Weichmachern sein.
Auch Reaktionen auf einige Metalle können Betroffene zur Behandlung einer Multiple Chemical Sensitivity veranlassen.
Bei mehreren Studien konnten den Symptomen der Multiple Chemical Sensitivity allerdings keine konkreten Chemikalien als Auslöser zugeordnet werden.1 Dies bedeutet aber nicht, dass bei sensiblen Betroffenen Belastungen mit Chemikalien als Ursache für die MCS ausscheiden.
Die Wirkschwellen bei denen Chemikalien eine MCS auslösen, liegen bei MCS-Patienten meist deutlich unter den gängigen Richtwerten.
➔ Durch eine Raumluftanalyse können aber auch niedrige Konzentrationen von Chemikalien erfasst werden. Betroffene und Ärzte erhalten so wertvolle Hinweise zu möglichen Verursachern der MCS.
Die wissenschaftliche Ursachenforschung gestaltet sich im Fall der MCS insgesamt schwierig, da bei der MCS Betroffene oft gleichzeitig unter psychischen Problemen und Erkrankungen leiden. Ob diese teilweise Ursache oder Folge der MCS sind, konnte bisher noch nicht klar beantwortet werden.
Multiple Chemical Sensitivity – ist eine Behandlung möglich?
Eine Multiple Chemical Sensitivity kann durch Vermeidung (engl.: avoidance) der auslösenden Chemikalien behandelt werden. Eine solche Behandlung setzt aber voraus, dass auslösende Chemikalien überhaupt identifiziert werden können und die MCS nicht vorrangig durch psychische Faktoren ausgelöst wird. Gerade bei Reaktionen auf verschiedenste Chemikalien oder Produkte kann eine komplette Vermeidung im Alltag kaum gelingen.
Eine alternative Behandlung für die Multiple Chemical Sensitivity ist eine Psycho- oder Verhaltenstherapie. Diese werden von vielen Patienten aber oft abgelehnt, da sie ihre Symptome zu Unrecht auf psychische Probleme reduziert sehen. Studien zeigen jedoch, dass besonders die Kombination aus Psychotherapie und kognitiver Verhaltenstherapie zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität führen kann.
Eine weitere vielversprechende Behandlung für die Multiple Chemical Sensitivity ist das Provokations-Neutralisations-Verfahren. Bei diesem werden zunächst alle möglicherweise auslösenden Substanzen vermieden. Bei der Identifikation dieser Substanzen kann eine Raumluftanalyse sehr hilfreich sein. Danach wird der Körper durch genau dosierte minimale Gaben einzelner Substanzen an diese gewöhnt.2
➔ Die Kosten für eine Behandlung der Multiple Chemical Sensitivity werden bisher nicht von Arbeitgebern oder Unfallversicherungen übernommen, da die MCS noch nicht als Berufskrankheit anerkannt ist.
Quellen:
[1] Bundesumweltamt, „Multiple Chemikaliensensibilität“: http://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/belastung-des-menschen-ermitteln/umweltmedizin/multiple-chemikaliensensibilitaet
[2] Deutsches Ärzteblatt 2002; 99(38), „Multiple Chemical Sensitivity...“: http://www.aerzteblatt.de/archiv/32993/Multiple-Chemical-Sensitivity-Eine-Darstellung-des-wissenschaftlichen-Kenntnisstandes-aus-arbeitsmedizinischer-und-umweltmedizinischer-Sicht