Hormonstörungen durch Schadstoffe
Wie endokrine Disruptoren die Gesundheit beeinflussen können
Sie wirken wie Hormone und gelangen über die Ernährung, Hausstaub oder Kosmetika in den Körper: Hormonell wirkende Chemikalien (endokrine Disruptoren) können eine echte Gefahr für Ihre Gesundheit sein. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Schadstoffe es gibt und wie Hormonstörungen durch Schadstoffe entstehen können.
Wenn von Hormonstörungen durch Schadstoffe die Rede ist, werden endokrine Disruptoren meist in einem Atemzug genannt.
Endokrine Disruptoren, auch als hormonähnliche Substanzen und hormonelle Schadstoffe bekannt, sind natürlich vorkommende oder synthetische Stoffe, die das Hormonsystem verändern und somit die Gesundheit beeinträchtigen können.
☞Gut zu wissen: Das endokrine Hormonsystem umfasst Drüsen, die ihre Hormone (Cortisol, Testosteron, Östrogen) ins Blut (endokrin) abgeben. Neben der Hirnanhangdrüse und den Nebennieren zählen die Bauchspeicheldrüse, die Hoden und die Eierstöcke zu den wichtigsten endokrinen Drüsen.
Wo sind die meisten hormonellen Schadstoffe zu finden?
Wussten Sie eigentlich, dass Sie täglich mit Schadstoffen konfrontiert werden, die auf Dauer krank machen können? Diese Substanzen können enthalten sein in:
➥ in der Atemluft
➥ im Hausstaub
➥ in der Nahrung
➥ in Kosmetika
Ein einmaliger Kontakt macht zwar noch lange nicht krank, jedoch sammeln sich die Schadstoffe im Laufe der Zeit im Körper an, sodass ernsthafte Hormonstörungen durch Schadstoffe entstehen können.
Ursachen von Hormonstörungen: Diese endokrinen Disruptoren gibt es
❶ Natürliche endokrine Disruptoren
Im Gegensatz zu synthetischen hormonellen Schadstoffen kommen natürliche endokrine Disruptoren in Lebensmitteln vor. Diese Substanzen werden auch als Phytohormone bezeichnet, weil sie die Bildung bestimmter Hormone unterstützen können. Zu den bekanntesten Phytohormonen gehören:
➥ Isoflavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe),
➥ Lignane (natürlicher Pflanzenstoff in Leinsamen, Sesam, Getreide),
welche die Bildung von Östrogen fördern können.
❷ Synthetische endokrine Disruptoren
In erster Linie werden Hormonstörungen durch Umweltschadstoffe und Wohngifte verursacht, die synthetisch hergestellt werden. Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie täglich von Schadstoffen umgeben sind, die wie Hormone wirken.
Hierzu gehören:
➥ Phthalat (Weichmacher für Kunststoffe)
➥ Bisphenol A (Ausgangsstoff zur Herstellung des Kunststoffes Polycarbonat)
➥ Ethinylestradiol (Bestandteil der Antibabypille)
➥ Nonylphenol (Tensid)
➥ polybromierter Diphenylether (Flammschutzmittel)
➥ Pflanzenschutzmittel
Wie gelangen die Schadstoffe in den Körper?
Mittlerweile können Wissenschaftler über 300 verschiedene Chemikalien, die sich im Fettgewebe, in der Muttermilch oder im Blut befinden, nachweisen. Phthalate, sogenannte Weichmacher in Kunststoffen, Cadmium und Quecksilber zählen diesbezüglich zu den Schadstoffen, die am häufigsten dokumentiert werden. Viele der erfassten Schadstoffe stehen im Verdacht, Allergien, Krebs oder Unfruchtbarkeit auszulösen.
Bevor Hormonstörungen durch Schadstoffe entstehen können, werden die Substanzen über einen längeren Zeitraum über
➥ den Verdauungstrakt,
➥ die Haut,
➥ und die Atemwege
aufgenommen. Die meisten Schadstoffe gelangen immer noch über die Ernährung in den Körper. Dies geschieht entweder durch verunreinigte Lebensmittel oder durch Lebensmittel, die mit endokrin wirkenden Verpackungsmaterialien in Kontakt kommen. Wussten Sie, dass viele Verpackungen, Kunststoffgeschirr, Konserven und Schnuller Bisphenol A enthalten?
Bisphenol A ist ein wichtiger Grundstoff zur Erzeugung des Kunststoffes Polycarbonat, der nicht nur für Verpackungen, sondern auch für die Herstellung von Kinderspielzeug verwendet wird. Sobald Kinder das Spielzeug in den Mund nehmen, nehmen sie die Giftstoffe über die Mundschleimhaut auf. Winzige Mengen reichen bereits aus, um Hormonstörungen durch Schadstoffe zu verursachen.
Aufgrund der häufigen Verwendung werden viele Schadstoffe sogar in der Raumluft, insbesondere im Hausstaub, nachgewiesen. Neben Bisphenol A gehören Phthalate zu den hormonell wirksamsten Chemikalien. Phthalate sind Weichmacher, die ebenfalls zur Herstellung von Kunststoffen verwendet werden, um diese weicher und biegsamer zu machen. Babyartikel und Spielzeug dürfen zwar keine Phthalate mehr enthalten, jedoch tauchen die Schadstoffe in vielen anderen Materialien, insbesondere auf in
➥ Kunststoff
➥ PVC-Bodenbelägen
➥ Kunstlederbezügen
➥ Tapeten (Vliestapeten)
➥ Kabelisolierungen
Leider sind diese Weichmacher nicht fest eingebunden, sodass die Schadstoffe an die Raumluft abgegeben und über die Atemwege oder die Haut aufgenommen werden. Hormonell wirksame Schadstoffe sind übrigens auch in Kosmetika enthalten. Hierzu gehören Parabene, die in erster Linie als Konservierungsstoff eingesetzt werden.
Hormonstörungen durch Schadstoffe: Wirkung und gesundheitliche Folgen
Sobald endokrine Disruptoren über einen längeren Zeitraum aufgenommen werden, können die Schadstoffe sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Zwar gibt es bislang noch keine eindeutigen Studien zu diesem Thema, jedoch mehren sich die Hinweise, dass eine wiederholte Aufnahme endokriner Substanzen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann. Tatsache ist, dass Hormonstörungen durch Schadstoffe auf dem Vormarsch sind.
Hierzu gehören:
➥ Beeinträchtigung der Zeugungsfähigkeit junger Männer (verminderte Spermienqualität, Hodenhochstand)
➥ Entwicklungsstörungen im Mutterleib
➥ Missbildungen von Neugeborenen
➥ Komplikationen in der Schwangerschaft (Früh- und Fehlgeburten)
➥ Brust-, Prostata- und Hodenkrebs
➥ Diabetes
➥ Adipositas (Fettleibigkeit)
➥ Verhaltensstörungen
Endokrine Disruptoren sind nicht hochgradig giftig, jedoch können sie krankhafte Veränderungen verursachen, die sich oft erst Jahre oder Jahrzehnte später bemerkbar machen können.
Wie können Sie sich als Verbraucher schützen?
Schadstoffe, insbesondere der Weichmacher DEHP, sind leider in vielen Materialien enthalten. Vor allem in Verpackungen von Lebensmitteln, sodass Sie die giftigen Substanzen als Verbraucher unbewusst aufnehmen. Milch, Weichkäse, Butter und Brot sind diesbezüglich am häufigsten betroffen. Für den Einsatz von Phthalaten gibt es zwar bestimmte Grenzwerte, um die gesundheitlichen Risiken zu minimieren, jedoch können Sie sich als Verbraucher am besten schützen, indem Sie
➥ sich abwechslungsreich ernähren
➥ möglichst natürliche, biologische und unverpackte Lebensmittel verwenden
➥auf biologische Kosmetika mit natürlichen Inhaltsstoffen zurückgreifen
➥ Böden und Teppiche regelmäßig reinigen
➥ auf Materialien mit Weichmachern bewusst verzichten
Fazit
Ob Kosmetika, Raumluft oder Nahrung: Wir kommen täglich mit endokrinen Disruptoren in Berührung. Die meisten Stoffe sind geruch- und geschmacklos, sodass wir sie ungehindert über die Atemwege, Ernährung oder die Haut aufnehmen. Die Aufnahme von Schadstoffen lässt sich zwar nicht gänzlich vermeiden, jedoch können Sie den Kontakt einschränken, indem Sie beispielsweise beim Kauf von Lebensmitteln auf Kunststoffverpackungen verzichten.
Zum Weiterlesen:
Bund "Hormonelle Schadstoffe - Attacke auf das Hormonsystem"
Umweltbundesamt "Phthalate: PVC-Weichmacher mit Gesundheitsrisiko"
Bundesamt für Risikobewertung "Fragen und Antworten zu Phthalat-Weichmachern"